Psychotische Störungen - Selfapy
Zurück 26 Aug 2018 · 3 min lesezeit

Psychotische Störungen – Ein Störungsbild mit vielen Facetten

Psychotische Störungen lassen sich aufgrund ihrer Vielfalt nicht anhand eines einzelnen Symptoms beschreiben. Viele verstehen unter einer Psychose das Auftreten einer Schizophrenie. Dieser Ansatz ist jedoch unvollständig, da mit einer Psychose nicht zwangsläufig auch eine Schizophrenie einhergehen muss.

Da die psychotische Störung diverse Erscheinungsbilder hat, welche in ihrer Form variieren, werden diese zum Beispiel im Diagnosehandbuch DSM-5 in verschiedene Untergruppen geteilt:

  • Schizophrenie
  • schizophreniforme Störung
  • schizoaffektive Störung
  • wahnhafte Störungen
  • kurze psychotische Störung
  • induzierte psychotische Störung

Wie äußern sich schizophrene Störungen?

Trotz des individuellen Auftretens des Störungsbildes gibt es spezifische Merkmale, die bei jeder psychotischen Störung auftreten. Dies sind Beeinträchtigungen der Wahrnehmung, sowie des Denkens und Fühlens. Wahnvorstellungen und Halluzinationen sind ebenfalls keine Seltenheit.

Betroffenen fällt es meist schwer, die Realität als solche zu erkennen. Zudem kommt es vermehrt vor, dass Personen mit einer psychotischen Störung Defizite beim organisierten, rationalen Denken aufweisen. Störungen des Ich-Empfindens sowie Auswirkungen auf das Bewusstsein sind charakteristisch für die Erkrankung. Betroffenen fällt es besonders schwer, ihre eigene subjektive Wahrnehmung auch als diese zu definieren. Sie verstehen nicht, dass ihre Wahrnehmung und das damit verbundene Denken und Fühlen nicht der Realität entspricht.

Was unterscheidet eine Halluzination vom Wahn?

Sinneswahrnehmungen, die ohne vergleichbare Reize von außen auf Personen einwirken, sind als Halluzination zu verstehen. So kann beispielsweise ein Betroffener Musik oder Stimmen wahrnehmen, ohne dass eine zugehörige äußere Quelle existiert. Dies kann alle Sinne betreffen: manche sehen kleine Tierchen auf sich krabbeln, ohne, dass sich dort welche befinden, oder sie schmecken etwas, obwohl sie nichts gegessen haben. Bei akustischen Halluzinationen sind vor allem Anweisungen oder Kommentierungen durch Stimmen kennzeichnend.

Bei einer wahnhaften Störung sind Betroffene von etwas dermaßen überzeugt, dass sie sich selbst mit Beweisen, welche das Gegenteil belegen, nicht von ihrer Überzeugung abbringen lassen. So glauben sie beispielsweise verfolgt zu werden, dass das Telefon abgehört wird, dass man sie vergifteten möchte oder aber, dass eine Person im Fernsehen explizit sie anspricht, um eine Botschaft zu übermitteln. Auch Wahnvorstellungen mit religiösem Inhalt sind keine Seltenheit. Wahnideen, wie verfolgt oder vergiftet zu werden, kommen bei Betroffenen besonders häufig vor.

Wie werden psychotische Störungen differenziert?

Oftmals treten psychotische Symptome auf, welche jedoch laut der Diagnosekriterien keinem konkreten Störungsbild zuzuordnen sind. Diese bilden dann eigene diagnostische Kategorien:

Welche Ursachen haben psychotische Störungen?

Psychosen können nur Begleiterscheinungen sein oder eine organische Ursache aufweisen. Ist beides nicht der Fall, ist von einem multifaktoriellen Ursachengeschehen auszugehen. Das heißt, dass die Gesamtheit der – zum Beispiel biologischen und sozialen – Faktoren zur Entstehung der Psychose geführt haben. Oftmals ist das durch die Psychose bedingte Aussteigen aus der Realität ein Schutzmechanismus, um nach schwerwiegenden Erlebnissen Spannungszustände wie schmerzhafte Erfahrungen zu regulieren. Weitere Auslöser von Psychosen können Alkohol-, Medikamenten- oder Drogenmissbrauch (psychotrope Substanzen) sein.

Wie verläuft eine Psychose?

Der Verlauf ist bei jeder Person individuell: Während manche nur eine Krankheitsphase haben, müssen andere mit mehreren Krankheitsphasen zurecht kommen. Dies betrifft rund 50 Prozent der Betroffenen. Ein Viertel leidet unter einem chronischen Krankheitsbild.

Wie häufig tritt die psychotische Störung auf?

Laut Statistik sind rund zwei Prozent der Bevölkerung betroffen. Die Störung tritt bei Frauen im Alter zwischen 25 und 30 Jahren sowie bei Männern zwischen 20 und 25 Jahren auf. Die Häufigkeit der Erkrankung ist bei beiden Geschlechtern gleich.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Für eine effektive Therapie ist es zunächst wichtig, die Form der Psychose zu diagnostizieren: Handelt es sich um eine organische Erkrankung, so ist eine Therapie dieser nötig. Eine Psychose, welche durch psychotrope Substanzen ausgelöst wurde, klingt meist nach medikamentöser Therapie nach kurzer Zeit wieder ab. Handelt es sich um eine induzierte wahnhafte Störung ist es zwingend notwendig beide Betroffenen in den therapeutischen Prozess einzubeziehen. Da der Psychose meist eine Beeinträchtigung der Neurotransmitter zugrunde liegt, ist es in vielen Fällen hilfreich, Neuroleptika zu geben. Diese beeinflussen die Botenstoffe im Gehirn und reduzieren so die akuten Symptome.

Bei den psychotherapeutischen Verfahren hat sich vor allem die kognitive Verhaltenstherapie als hilfreich erwiesen: Hier lernen Betroffene besser mit ihren negativen Gedanken umzugehen, welche ein Auslöser der psychotischen Schübe sein können. Wichtiger Bestandteil der Therapie ist zudem die Stärkung sozialer Kompetenzen. Betroffene lernen schwierige Situationen konstruktiv zu lösen. So wird das Risiko eines Rückfalls reduziert. Zudem ist es wichtig, Betroffene und Angehörige über das Störungsbild aufzuklären und ein besseres Verständnis zu erzeugen, damit es ihnen leichter fällt, Hilfestellungen anzunehmen.

Folgende Therapieformen können ebenfalls hilfreich sein:

  1. Soziotherapie
  2. Ergotherapie
  3. Entspannungsverfahren (PMR, Autogenes Training, Achtsamkeitsübungen)

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Quellenangaben

  1. Rey, E.R. (2011): Psychotische Störungen und Schizophrenie. In: Wittchen, H.U., Hoyer, J. (eds): Klinische Psychologie & Psychotherapie. S. 797-856, Springer-Lehrbuch.
  2. Paulzen, M., Schneider, F. (2014): Schizophrenie und andere psychotische Störungen im DSM-5. In: Nervenarzt Nr. 85S. 533–542, online verfügbar unter https://doi.org/10.1007/s00115-013-3985-3
  3. Arnhold, J. (2015): Psychotherapie bei Psychosen. In: Report Psychologie Nr. 40, S. 202-212
  4. Kornberger, M.W. (2017): Theoretische Grundlagen zu Wahn und Halluzinationen. In: (ebd.): Die systemtheoretisch-psychologische Therapie zur Behandlung von Wahn und Halluzinationen. S. 19-24, Springer

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